Linz ist das industrielle Rückgrat Österreichs – und muss seit mehr als fünf Jahren ohne adäquate Schwerstbrandverletzten-Behandlungsstation auskommen

SPÖ-Gemeinderat Roland Baumann: „Erfolgsversprechende Behandlung innerhalb von 45 Minuten – der Flug zur Unfallabteilung nach Wien dauert 44 Minuten!“

 

Ende 2016 wurde die Brandverletztenstation am UKH Linz geschlossen. Damals wurde angekündigt, dass im Zuge der Neuausrichtung des Strukturplans Gesundheit Österreichs für Oberösterreich und Salzburg eine Spitalsversorgung für Schwerstbrandverletzte geschaffen wird. Bis heute gibt es diese nicht – mit teils fatalen Folgen. Erst vor kurzem ist ein Linzer Industriearbeiter verstorben, der nach dem Sturz in ein 450 Grad heißes Zinkbad mit dem Hubschrauber nach Wien gebracht wurde. Die Flugzeit betrug 90 Minuten, was laut Experten doppelt so lange dauerte als die Frist von 45 Minuten.

„Entgegen den Ankündigungen des damals amtierenden Landes-Gesundheitsreferenten Landeshauptmann a.D. Josef Pühringer wurde eine solche Spezialversorgung nicht mehr implementiert – und das, obwohl Oberösterreich und speziell der Standort Linz das industrielle Herz Österreichs und damit das wirtschaftliche Rückgrat der Republik bilden“, betont voestalpine-Betriebsrat und Gemeinderat Roland Baumann, der im gestrigen Gemeinderat die Wiedererrichtung einer Schwerstbrandverletzten-Versorgungsabteilung in einem Linzer Krankenhaus forderte.

Die Schließung der entsprechenden Abteilung am UKH Linz wurde 2016 unter anderem mit zu niedrigen Fallzahlen und den hohen Kosten für eine zeitgemäße Ausstattung argumentiert. Am AKh Wien werden rund 200 Fälle pro Jahr behandelt – wie viele davon aus anderen Bundesländern stammen, müsste genauso evaluiert werden wie die Frage, ob nicht im Industriebundesland Nummer 1 eine solche Spezialabteilung eher notwendig wäre.

Die nackten Zahlen sprechen für sich: In der Herstellung chemischer Erzeugnisse gab es laut letzter Erhebung der Statistik Austria 2018 in Wien 1.891 Beschäftigte, in Oberösterreich mit 7.670 MitarbeiterInnen das Vierfache. In der Herstellung von Metallerzeugnissen, bei denen es ebenfalls zu Unfällen mit schweren Brandverletzungen kommen kann, ist die Diskrepanz noch größer: Während in Wien lediglich 3.372 Menschen in diesem Industriesektor tätig sind, sind es in Oberösterreich beinahe sechs Mal so viele, konkret 19.486. Und auch in der Abfallbehandlung, in der es zuletzt 2019 in Hörsching zu einem schweren Zwischenfall kam, arbeiten in Oberösterreich mit 3.051 Beschäftigten mehr als im bevölkerungsreicheren Wien mit 2.894 ArbeitnehmerInnen.

„Diese Zahlen und die Tatsache, dass die erfolgversprechendste Behandlung nach einem Unfall mit schweren Brandverletzungen durch eine Versorgung innerhalb von 45 Minuten gelingt, ein durchschnittlicher Hubschrauberflug von Linz nach Wien jedoch bereits 44 Minuten dauert, sprechen eindeutig für die Neuaufnahme von Gesprächen für die Wiedererrichtung einer Schwerstbrandverletzten-Versorgungsabteilung in einem Linzer Krankenhaus“, so Gemeinderat Baumann. Idealerweise in Form einer Kooperation von Unfallkrankenhaus und Kepler Universitätsklinikum, an dem eine begleitend notwendige Trauma-Behandlungsstation ohnehin geplant ist, weshalb die Resolution, die die SPÖ im gestrigen Gemeinderat einbrachte, den Gesundheitsminister zu entsprechenden Gesprächen mit den Krankenhausbetreibern AUVA und Land Oberösterreich auffordert.

„Dass sich die ÖVP, wie übrigens auch Linzplus und MFG, der Forderung nicht angeschlossen haben und sich der Stimme enthalten haben, ist ein Armutszeugnis und eine Farce gegenüber den Arbeitern und Arbeiterinnen, die im Notfall auf eine rasche Versorgung angewiesen sind“, zeigt sich Baumann erschüttert.  Ein Gesundheitssystem, welches von Arbeitnehmer*innen finanziert wird, muss auch für den einzelnen da sein. „Ansonsten muss man sich schon die Frage stellen: Ist der Mensch im Mittelpunkt. Oder ist der Mensch ein Mittel. Punkt“, so Baumann abschließend.

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