+++ Experten einig: öffentliches Auftragsvolumen in Österreich so hoch, dass wirtschaftliche Auslastung am Steyrer Standort gegeben ist
Erfreut zeigt sich heute der Linzer Bürgermeister Klaus Luger, dass sein Anfang der Woche gemachter Vorschlag in Sachen MAN immer mehr Anhänger findet: „Auch der erfolgreiche Industrielle Hannes Androsch ist der Überzeugung, dass alleine durch das öffentliche Beschaffungswesen und den Bedarf an Nutzfahrzeugen ausreichend Motivation für den Erhalt der Fahrzeugproduktion in Steyr erzeugt werden kann“, zitiert das Linzer Stadtoberhaupt.
Eine Verstaatlichungs-Debatte findet Luger daher fehl am Platz, da es neben dem Investor Wolf mindestens zwei weitere private und potente Interessenten mit zukunftsfähigen Konzepten für den MAN-Standort in Steyr gibt. Fehl am Platz sind für den Linzer Bürgermeister jedoch auch die Moderatorenrolle sowie das mangelhafte Engagement der Bundesregierung: „Ich erwarte mir da deutlich mehr Einsatz bis hin zur Ankündigung konkreter Konsequenzen für den VW-Konzern, wenn das MAN-Management bockig an der Gesprächsverweigerung mit anderen Investoren und den derzeit eben nicht alternativlosen Schließungsplänen festhält. Noch dazu, wo es einen nach wie vor aufrechten Standortgarantie-Vertrag gibt. Daher heißt es bei Kontakten mit MAN/VW jetzt die Samthandschuhe auszuziehen und ein Schäuferl nachzulegen“, so Luger.
Österreich braucht Selbstbewusstsein und Industrie-Standortpolitik
Parallel zur Diskussion über die angeblich ausweglose Sicherung der Fahrzeugproduktion in Steyr feiert der Feuerwehrausrüster Rosenbauer ein Rekordjahr und übernimmt das österreichische Bundesheer drei Schwerst-LKW der Marke MAN/Rheinmetall. „Auch die Linz AG und andere Verkehrsunternehmen in Oberösterreich kaufen regelmäßig Nutzfahrzeuge und Busse. Gemeinsam, da bin ich mir mit Hannes Androsch sicher, erwirbt die öffentliche Hand ausreichend Fahrzeuge, die den Erhalt der bestehenden Produktionsstandorte in Österreich rechtfertigen“, ist Bürgermeister Klaus Luger überzeugt.
Dafür braucht es den entsprechenden politischen Einsatz, die gebührende Portion Selbstbewusstsein und ein Gespür sowie eine Strategie für eine zukunftsorientierte Industrie-Standortpolitik. „Das alles vermisse ich bei der aktuellen Bundesregierung schmerzhaft. Da darf man sich nicht wundern, wenn internationale Konzerne versuchen, mit uns Schlitten zu fahren“, meint Luger. Unter die Räder kommen dabei die Beschäftigten und ihre Familien, die auch persönlich jahrelang in ihre Aus- und Weiterbildung investiert haben, sich auf ihre guten Facharbeiterkompetenzen sowie Standortverträge verlassen haben. „Sie jetzt lapidar im Stich zu lassen, weil einem die Ideen und der Mut fehlen, um einem VW-Konzern die Stirn zu bieten, zeugt von Handlungsschwäche“, zeigt sich das Linzer Stadtoberhaupt von der Bundesregierung mehr als enttäuscht.
Die Verstaatlichungs-Debatte findet der Linzer Bürgermeister ebenfalls entbehrlich: „Es liegen mindestens zwei weitere zukunftsfähige Konzepte für den Standort vor, nämlich jenes für einen Green Mobility Cluster sowie eines des Fahrzeugproduzenten TATRA, der auch in der Bundesbeschaffungsagentur gelistet ist. Zuerst muss daher mit allen potentiellen Investoren mit offenen Karten verhandelt werden, in Folge auch eine Mitarbeiterbeteiligung ins Auge gefasst werden. Im Zusammenspiel mit den in Österreich ohnehin guten Rahmenbedingungen und üblichen Wirtschaftsförderungen sollte es einen Ausweg aus der Situation geben – wenn VW bzw. MAN mit entsprechendem Nachdruck zu neuen Gesprächen motiviert werden“, so Bürgermeister Klaus Luger abschließend.